Der ersten Wochen im Frühjahr und der Frühsommer waren gewöhnlich eine Zeit, in der sich ausländische Bewerber endgültig entschieden, an welcher Hochschule und welche Studienrichtung sie studieren möchten. Die Zulassungsstellen wurden überschüttet mit Anfragen über Studienbedingungen, Wohnmöglichkeiten, Chancen auf ein Stipendium und Erlaubnis für eine Nebenbeschäftigung. Die Pandemie behindert die Pläne von tausenden Ausländern, die vorhatten, in Wrocław zu studieren.
In der Ukraine finden Abiturprüfungen im Juni statt, in Georgien fallen sie aus
Eines der größten Probleme sind die Formalitäten. In vielen Ländern brachte das Coronavirus ähnlich wie in Polen den Kalender der Abiturienten durcheinander. An der Weichsel sind die Prüfungen im Juni vorgesehen, ihre Ergebnisse werden Anfang August bekanntgegeben. Durch diese Verschiebung können Nachprüfungen erst zwischen August und September stattfinden.
In der Ukraine hängt der Zeitpunkt der Durchführung der Externen Unabhängigen Benotung, d.h. der Abiturprüfungen vom Ende der Ausgangssperre ab. Das dortige Ministerium für Bildung und Wissenschaft hat zwei Szenarien vorbereitet. Sollte die Ausgangssperre Anfang Juni enden, wird das Abitur am 25. Juni stattfinden. Wenn die Quarantäne aber verlängert wird, erfolgen die Prüfungen am 25. August.
Die russische Regierung hat angedeutet, dass das Abitur (JEP) aufgrund der Coronavirus-Pandemie verschoben werden kann. Als möglicher Zeitpunkt wird Ende Juli/Anfang August genannt.
In Weißrussland wurde keine Entscheidung bezüglich der Verlegung der Abiturprüfungen getroffen. Die Prüfungen finden Anfang Juni statt.
In Kasachstan finden Prüfungen für Abiturienten, die einen Studienaufenthalt im Ausland planen, in Online-Modus statt. In Georgien wird 2020 ganz auf Abiturprüfungen verzichtet. In Armenien wiederum wird die Jahresnote als Prüfungsnote anerkannt. Das Reifezeugnis soll bis zum 25. Mai ausgestellt werden.
Hochschulen: Wir vergessen euch nicht
Die Hochschulen von Wrocław sind gezwungen, die veränderten Bedingungen im Ausland zu berücksichtigen.
– "Wir möchten auf die Studenten aus dem Ausland nicht verzichten. Wir müssen die Schwierigkeiten bei der Reise zwischen den Ländern und andere Einschränkungen berücksichtigen, die mit den von den einzelnen Ländern eingeführten Sicherheitsmaßnahmen einhergehen" - sagt Paulina Boroń-Kacperek, Direktorin der Zulassungsstelle der Naturwissenschaftlichen Universität.
Deshalb überlegt die Hochschulleitung sogar, den Semesterbeginn um zwei Wochen nach hinten zu verlegen. Vielleicht kann man dadurch Personen aus Ländern, in denen die Abiturprüfungen am spätesten stattfinden, wie z.B. Ukraine oder Irland, ermöglichen, ihre Bewerbungsunterlagen noch einzureichen.
Im Rahmen des Projekts Study in Wrocław betreiben die Hochschulen Werbung z.B. in der Ukraine, in Weißrussland und Russland.
Paulina Boroń-Kacperek: – "Unsere Vertreter im Ausland sagen, dass ein Teil der Leute, die ein Studium in Polen in Betracht gezogen haben, nun überlegt, ob sie sich die Reise und den Aufenthalt bei uns leisten können. Vielleicht wird dort, wo das Studium am teuersten ist, die Anzahl der ausländischen Studenten geringer ausfallen.
Um die durch das Coronavirus verursachten Schäden einzuschränken investieren die Hochschulen in alle möglichen Formen von Fernunterricht und mobilen Kontakten. An der Handelshochschule wird gerade ein Sommer-Onlinekurs in Polnisch getestet. Falls notwendig, können Ausländer, die nicht in der Lage sind, nach Wrocław zu kommen, das neue akademische Jahr auch online beginnen.
Study in Wroclaw: Kontakte mit Partnern im Ausland
Mirosław Lebiedź von der Agentur für die Entwicklung des Ballungsraumes Wrocław, Koordinator des Projekts "Study in Wroclaw", das die Aufnahme ausländischer Studenten an den Hochschulen in Wrocław unterstützt:
– "Wir versuchen ebenfalls, so schnell wie möglich auf die Situation zu reagieren, die gerade in Polen und weltweit vor sich geht. Die Verschiebungen des Abiturs und anderen Prüfungen bringen die üblichen Verfahren und Bewerbungstermine gravierend durcheinander."
Seit Jahren nahmen die Koordinatoren des Projekts "Study in Wroclaw" mit den Partnerhochschulen: Universität Wrocław, Technischer Hochschule, Naturwissenschaftlicher Universität, Hochschule für Bankwesen, DSW, Wirtschaftsuniversität, Handelshochschule an Dutzenden Bildungsmessen und Werbeevents teil, u.a. in der Ukraine, in Weißrussland und Russland. Sie trafen sich mit Tausenden jungen Leuten, Hunderte von ihnen überzeugten sie, sich für ein Studium in Wrocław zu entscheiden.
– "Die Absage oder Verschiebung der meisten Messen zwingt uns, unseren ganzen Zeitplan für die Aktivitäten des Projekts neuzuordnen" – gibt Mirosław Lebiedź bekannt. – "Für die Zeit zwischen Mai und Dezember 2020 planen wir Werbekampagnen in virtueller Form, wir nutzen dabei die seit Jahren gesammelten Kontakte. Es werden Webinars für ausländische Studenten veranstaltet, wir haben auch eine Online-Beratungsstelle eingerichtet."