Das Angebot von BSH war bis 19. April gültig, und da es ein Sonntag war, konnte der Vertragsabschluss formell am 17. oder 18. April erfolgen. Am Freitag wurde der notarielle Vorvertrag für den Verkauf des Produktionsbetriebes Fagor Mastercook in Wroclaw an den Konzern BSH von Dr. Marcin Dudarski, aus der Kanzlei JP Weber, als Vertreter von BSH, und Insolvenzverwalterin Anna Łukaszun unterzeichnet.
- „Damit ist der gesamte Prozess der Suche nach dem Käufer abgeschlossen. Vor uns steht nun der Abschluss des Vertrags“ – sagt Dr. Marcin Dudarski.
- „Wir freuen uns sehr, dass es im Prozess des Verkaufs der Aktiva der insolventen Firma Fagor Mastercook zu einer Wende kam und hoffen, dass die Transaktion bald abgeschlossen wird. Ich bin überzeugt, dass ist eine gute Entscheidung für alle Beteiligte und für die ganze Stadt. Wir sehen sehr großes Potential für die weitere Entwicklung der Produktion der Haushaltsgeräte in Wroclaw und kann versichern, dass wir zu einem langfristigen Aufenthalt an diesem Ort entschlossen sind - sagt Konrad Pokutycki, Vorstandvorsitzender von BSH Haushaltsgeräte. – „Wir sehen diese Transaktion nicht nur als eine Chance für die Erweiterung unserer Tätigkeit in Polen, sondern auch als weitere Entwicklung der gesamten Gruppe BSH.
Der notarielle Vorvertrag für den Verkauf umfasst 54 Seiten. Er enthält 5 Grundbücher, umfasst über 20 Grundstücke und über 30 Gebäude. Der Vorvertrag regelt die Bedingungen zum Kauf des Vermögens von Fagor Mastercook durch die BSH.
- „Zum Abschluss des endgültigen Verkaufsvertrags kann es nach den Sommerferien kommen“ - sagt Dr. Marcin Dudarski.
Wir erinnern, dass die deutsche Firma für den Betrieb 90 Mio. PLN bezahlen und weitere 120 Mio. PLN investieren möchte. In den letzten Tagen hat sie das Angebot um 5 Mio. PLN erhöht – dieses Geld soll vollständig für die Abfindungen der Mitarbeiter verwendet werden. Bis Ende 2019 plant die BSH, die Produktion wieder aufzunehmen und 500 Arbeitsplätze schaffen.
Der Betrieb ist in sehr schwierigen Lage
Der Auftrag für die Produktion läuft nur bis Ende April. Es ist bekannt, dass die zurzeit 753 Beschäftigten ihre Arbeit verlieren (vor der Insolvenz waren 1300 beschäftigt). Der Vertrag mit BSH bedeutet, dass die Entlassenen als erste wieder eingestellt werden, wenn die Produktion der Haushaltsgeräte wiederaufgenommen wird.
- „Wir haben eine Idee für den Betrieb vom ehemaligen Fagor und einen Plan für seine Modernisierung und Wiederbeschäftigung. Die Investition in Wroclaw ist ein Element der langfristigen Strategie mit dem Ziel, die Umsätze unseres Konzers bis 2025 weltweit zu verdoppeln“ - sagt Konrad Pokutycki. Die Firma verfügt über langjährige Erfahrung in erfolgreicher Durchführung von Modernisierungs- Entwicklungs- und Innovationsprozessen in ihren Betrieben. – „Die Erfahrungen von Lodz, Rzeszow und Warszawa sowie anderen Standorten weltweit, an denen BSH tätig ist, zeigen, dass wir ein verantwortungsbewusster Investor sind“- fügt Konrad Pokutycki hinzu.
Abfindungen für Mitarbeiter
- „Für uns ist es am wichtigsten, dass die Mitarbeiter ihre Gehälter und Abfindungen bekommen. Sie werden dann über Zeit und Möglichkeiten verfügen, sich eine Arbeit in ihrem Wohnort zu suchen“ - sagt Lech Bąk, Vorsitzender der Betriebskommission der Gewerkschaft NSZZ "Solidarność" in Fagor Mastercook.
Die Gewerkschaftler sagen, dass die Mitarbeiter Abfindungen bekommen, deren Höhe u.a. von der Betriebszugehörigkeit abhängig sein soll – die durchschnittliche Abfindung soll bei ca. 9 Monatsgehältern liegen (ca. 20 Tsd. zł).
Was ist mit Mitarbeitern und Zulieferern
Der Präsident von Wroclaw kündigte Mitte Dezember an, dass die Stadt – über die Agentur für die Entwicklung des Ballungsraumes Wrocław - Unterstützung für Mitarbeiter und Zulieferer von Fagora bereitstellen wird, die ihnen Handelskontakte zu anderen Herstellern ermöglicht. Im Januar schlug die Stadt zwei Förderungsprogramme vor.
- „Wir haben ein Projekt für ein Programm vorgestellt, das eine enge Zusammenarbeit mit dem Regionalen Arbeitsamt und den Herstellern aus der Branche in der Region, die Mitarbeiter suchen, voraussetzt“- sagt Dariusz Ostrowski, Vorstand Agentur für die Entwicklung des Ballungsraumes Wrocław.
Zusätzliche Finanzierung, u.a. für den Beginn der selbständigen Tätigkeit, Weiterbildung oder Umschulung der entlassenen Mitarbeiter soll vom Ministerium für Arbeit und Sozialpolitik stammen.
Der Verkaufsvertrag sollte im Dezember unterzeichnet werden
Der notarielle Vorvertrag für den Verkauf des Produktionsbetriebes Fagor Mastercook in Wroclaw an den Konzern BSH sollte im Dezember letzten Jahres unterzeichnet werden . Zugestimmt haben ihm der Gläubigerrat und das Gericht. Der Präsident von Wroclaw Rafał Dutkiewicz kommentierte die Investitionspläne von BSH in Wroclaw wie folgend:
- „Die Firma kommt in den Besitz eines großen Herstellers, der für die Entwicklung sorgt und nicht für eine langsame Agonie, wie es in anderen Fällen passieren könnte. Ich bin der Meinung, dass für die Zukunft der Haushaltsgeräte in Wroclaw Bosch Siemens das beste Angebot darstellt, denn er ist ein Investor aus der Branche.
Der Termin der Vertragsunterzeichnung wurde mehrmals verschoben, denn die bisherige Insolvenzverwalterin Teresa Kalisz war gegen den Vertrag und das trotz des Beschlusses des Wirtschaftsgerichts und der Zustimmung des Gläubigerrates und Mitarbeitervertreter. Am Mittwoch, den 15. April 2015 ist sie zurückgetreten. Der Rücktritt erfolgte, nachdem das Wirtschaftsgericht am 13. April zwei Beschlüsse verfasst hatte: die Insolvenzverwalterin Teresa Kalisz wurde zu 30 Tsd. PLN Geldbuße (zum zweiten Mal) verurteilt und des Postens enthoben. Gleichzeitig ernannte das Gericht als stellvertretende Insolvenzverwalterin Anna Łukaszun.
BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH ist der größte Hersteller der Haushaltsgeräte in Europa und eine der führenden Firmen dieser Branche auf der Welt. 2013 lag der Jahresumsatz der Firma bei 10,5 Milliarden Euro. Heute besitzt die BSH 42 Fabriken in 13 Ländern Europas, der USA, Lateinamerikas und Asiens. Wie Puls Biznesu berichtet, investierte die BSH in Polen bereits 500 Millionen Euro. In ihren Fabriken in Łodz stellt sie Geschirrspüler, Waschmaschinen und Trockner her und beschäftigt dort 2 Tsd. Mitarbeiter. Sie kaufte auch die Fabrik Zelmer. In Polen besitzt sie acht Zentren für Shared Services mit 500 Mitarbeitern sowie drei Logistikzentren.